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Carmina Burana

Announcement - review: 1953-11-07 Kuseler Tageblatt
Announcement - review: 1953-11-13 Kuseler Tageblatt
Announcement - review: 1953-11-14 Kuseler Tageblatt
Announcement - review: 1953-11-16 Kuseler Tageblatt

 

Kusel, den 7. November 1953

Zu der bevorstehenden Auff�hrung der �Carmina Burana� in Kusel
Seit langen Wochen proben Chor und Orchester des Gymnasiums, Mitglieder des Gesangs- und des Musikvereins.
Zum n�chsten Wochende werden in Kusel in zwei Auff�hrungen die �Carmina Burana� von Carl Orff dargeboten, ein Werk dessen fast klassisch zu nennende Sch�nheit ihm nicht nur die gr��ten B�hnen in der ganzen Welt ge�ffnet hat, sondern das auch Aufnahme im sogenannten Schultheater gefunden hat. In wochenlangen Proben haben Schulchor und Sch�lerorchester des Staatlichen Gymnasiums Kusel in Verbindung mit der Volkshochschule und unter Mitwirkung von Mitgliedern des Gesangvereins �Erheiterung� sowie des Musikvereins die �Carmina Burana� trotz aller m�glichen Schwierigkeiten soweit einstudiert, da� sich das Interesse der gesamten �ffentlichkeit den Auff�hrungen zuwendet. Mit diesen Auff�hrungen wird erstmals eine Gemeinschaftsleistung geboten, wie sie zuvor in unserem Kreisgebiet noch nicht zu verzeichnen war. Rechnet man, da� achtzig Prozent der Sch�ler und Sch�lerinnen des Gymnasiums Fahrsch�ler sind, das hei�t, da� sie aus der Mehrzahl der kreisangeh�rigen Gemeinden stammen, und ber�cksichtigt man, da� so mancher Vater auch Mitglied eines mitwirkenden Vereins ist, so wird die volle Bedeutung der unter Beweis zu stellenden Leistung auch dem klar, der musikalischen Dingen abwartend gegen�ber stehen mag. Das humanistische Gymnasium in Ludwigshafen ist der Kuseler Anstalt in Bezug auf die Erstauff�hrung des Werkes in der Pfalz zuvorgekommen. Sie wurde ein voller Erfolg. Man h�re, was die Presse dazu sagte: �Als die gro�e Sauforgie "Bibit hera, bibit herus, bibit milis, bibit clerus" �ber die Pfalzb�hne ging, brach im Parkett und auf der Empore ein Begeisterungstaumel los. Und dies wiederholte sich mehrfach w�hrend der Auff�hrung; Applaus mitten in die Szene hinein!!�. Wir sind �berzeugt, da� es in Kusel nicht anders sein wird. Ein Werk, in dem fast alle Kreise unserer Bev�lkerung mitwirken, ein Werk, in dem unsere Jugend zeigen wird, was sie auf musischem Gebiet unter der keine M�he scheuenden Regie von Studienrat Gresser gelernt hat, ein Werk nicht zuletzt, das jedem etwas gibt, wird sich kein Kuseler entgehen lassen, der Anspruch darauf erhebt, als musikalischer Mensch zu gelten. Die �Carmina Burana� sind nach einer ber�hmten Liederhandschrift genannt, die aus dem 13. Jahrhundert stammt und 1803 in Benediktbeuren aufgefunden wurde. Die dem Namen nach kaum bekannten Textdichter sind in den Kreisen verkrachter Existenzen, fahrender S�nger, entlaufener Kleriker, umherziehender Musikanten, verbummelter Studenten und anderer Elemente des Mittelalters zu suchen, die sich aus irgendwelchen Gr�nden auf den Universit�ten nicht mehr halten konnten. Man nannte sie Vaganten, die von der theologischen und literarischen Bildung alle etwas mitbekommen hatten und unter denen sich ohne Zweifel eine Anzahl hochbegabter Dichter befunden haben mag. Die meisten der Lieder der Handschrift sind in einem recht primitiven, ja vulg�ren Latein geschrieben, zum Teil sind die Texte auch in mittelhochdeutsch verfa�t (�Kume Geselle min�, �Chramer gib die Varwe mir� usw.). Sie voll zu verstehen ist nicht einmal notwendig. Jeder H�rer wird auch ohne das gesprochene Wort herausfinden, was Carl Orff mit den ausgew�hlten 25 Liedern aus dieser Liedersammlung, die er vertonte, sagen wollte. Der trotz aller Melodik vorherrschenden Rhythmik wird sich jeder H�rer schon nach den ersten Takten willig unterordnen die in m�chtiger chorischer Anrufung der Schicksalg�ttin Fortuna gelten. Ihren Launen ist der Mensch machtlos ausgesetzt, so da� sein Dasein zwischen Tod und Leben haltlos hin- und herschwankt und denen er dennoch einen trotzigen und k�hnen Mut zum Leben entgegenwirft, der Wunden nicht achtend, die er in diesem Kampf davontr�gt. Wenn also Carl Orff die Benutzung des Latein manchmal nachgetragen wurde, so darf er sich darauf berufen, da wie in Strawinskys �Psalmensymphonie� der Abstand vom Allt�glichen durch das Wort gewahrt werden sollte. Die Urauff�hrung der �Carmina Burana� fand im Frankfurter Opernhaus im Juni 1937 statt. Sie bildete den Durchbruch eines Komponisten, der heute zu den bedeutendsten zeitgen�ssischen Tondichtern z�hlt. Er wurde 1895 in M�nchen geboren, war nach seiner Ausbildung schon fr�h Korrepetitor und Kapellmeister sowie Leiter der M�nchner Tanzschule von Dorothee G�nther. Hier bekam er auch die Anregung zur Musik f�r die Tanzauff�hrung der Berliner Olympiade im Jahr 1936. Zu seinen Werken geh�ren die M�rchenspiele �Der Mond� (1941) und �Die Kluge� (1942), das szenische Tanzspiel �Catulli Carmina� (1943) und die bayerische Historie �Die Bernauerin (1946). Es folgten die �Antigonae� des Sophokles in der H�lderlin�schen �bertragung bei den Salzburger Festspielen 1949 der �Orfeo�, eine Neufassung von Claudio Monteverdis Werk. �Klage der Ariadne� und �Tanz der Spr�den�. Seine musikalisch-dramatische Einrichtung des �Sommernachtstraumes� stellte bei der Urauff�hrung in Darmstadt (1952) die Kom�die zum ersten Mal ganz in die Welt der panisch-elementaren Naturkr�fte, in die sie geh�rt. Das j�ngste Werk von Carl Orff ist ein szenisches dreiteiliges Ganzes, �Trionfi� genannt, eine gedanklich verbundene Zusammenstellung der �Carmina Burana�, der �Catulli Carmina� und des neuen, auf griechische Texte der Sappho und lateinische des Catulli komponierten �Trionfo di Afrodite�, das im Fr�hjahr dieses Jahres an der ber�hmten Mail�nder Scala zur Auff�hrung gelangte.Mit dieser Aufz�hlung sollte auf die Bedeutung Carl Orffs hingewiesen werden. Wenn sich Schule und Vereine in gemeinsamer Arbeit an die Einstudierung eines seiner besten Werke gemacht haben, so sollte verdeutlicht werden, da� hier ein durchaus W�rdiger im Reich der Tonkunst zu Wort kommen soll. Wir haben einzelnen Proben beigewohnt, und wir d�rfen verraten, da� wir �berrascht waren von der F�lle an Sch�nheit, die in dem Werk steckt. Es wird auch in Kusel viele Bewunderer finden.

 

Announcement - review: 1953-11-13 Kuseler Tageblatt
Announcement - review: 1953-11-14 Kuseler Tageblatt
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Kusel, den 13. November 1953

Volkshochschule. Zu den bevorstehenden Auff�hrungen der �Carmina Burana�, einer Sammlung von 25 Liedern, die vom Trinken, vom Fr�hling und von der Liebe sprechen, ist noch zu sagen, da� von der rhythmischen Bearbeitung Carl Orffs eine starke Wirkung ausgeht. Sie bleibt nicht nur in der Verwendung neuzeitlicher Stilmittel stecken, sondern wei� auch, dem Ohr schmeichelnd, melodische T�ne anzuschlagen. Anfang und Schlu� des Werkes bildet eine gro�e, dreistrophische Anrufung des Schicksals, dessen Walten der Mensch preisgegeben ist und dessen Rad im Ablauf seines Lebens �ber ihn hinweggeht. So will auch das Rad auf den zum Besuch der Veranstaltung aufrufenden Plakaten als tiefere Bedeutung verstanden sein.

 

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Kusel, den 14. November 1953

Carl Orffs Chorwerk �Carmina Burana�, das in drei Teilen den Fr�hling, das genu�freudige Leben und die Liebe besingt, erlebt heute und morgen Sonntag seine Auff�hrungen, auf die seit Wochen schon vielfach in der Zeitung hingewiesen worden ist. Dem Leiter steht ein Orchester von etwa 60 Mitwirkenden und ein Chor von 165 S�ngern zu Gebote, die die musikalische Darstellung dieser gewaltigen Schicksalsballade zu tragen haben. Ihre Tonsprache wird alle Besucher begeistern, an die nochmals ein letzter Aufruf ergeht.

 

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Kusel, den 16. November 1953

Carmina Burana in Kusel. 

Zwei Auff�hrungen von hohem Rang. �Am Anfang war der Rhythmus�, nichts treffender als dieses vielzitierte Wort l��t sich einer Besprechung des einmaligen Ereignisses als Leitmotiv voranstellen. Nicht umsonst steht dieses Gestaltungsmittel der Musik neben Melodie und Harmonie an der Spitze, und es war erfreulich zu beachten, wie willig das Publikum aller mehr oder weniger kunstempf�nglichen Schattierungen einer Gef�hlsreaktion nachgab, die von einer ungewohnten neuen Form ausging. Diese Musik, die stellenweise den Ausdruck eines kirchlichen Rituals annahm, um dann einen Liebeshymnus zarter lyrischer T�ne anzuschlagen, konnte von jedem verstanden werden, weil sie unkompliziert und wahrhaft volkst�mlich anspricht, �berrachendste Klangwirkungen erzielt und �ber den Weg einer aufr�ttelnden Bevorzugung des Schlagzeuges in der Instrumentierung ins Blut geht. Man konnte sich an dem Figurenwerk mit seiner reichen Ornamentierung, die im Wechsel immer neue Einf�lle aufblitzt, nicht satt h�ren. �ber das Werk selbst, Charakter und Bedeutung, dessen ablehnender Pr�dikalisierung gelegentlich einer Ludwigshafener Auff�hrung man verst�ndnislos gegen�bersteht, ist an dieser Stelle genug gesprochen worden. Seine zweimalige Wiedergabe erf�llt alle denkbaren W�nsche. Das freudige Mitgehen s�mtlicher Organe gab den Auff�hrungen vielfarbiges Leben. Die frischen Stimmen der Sch�ler und Sch�lerinnen des Gymnasiums wetteiferten in edler Begeisterung mit den �lteren der �Erheiterung� 1877. Nicht zuletzt war es die numerische St�rke von Chor und Orchester, welch letzteres durch die �berlegene Rhytmik des Werkes einen besonders schwierigen Part hatte, was die Auff�hrungen machtvoll wirken lie�. Lore Morgenstern und die Sch�lerin Wettstein der 9. Klasse sa�en an 2 Klavieren, w�hrend Fritz Wunderlich im 2. Programm am Waldhornpult, seinem Spezialinstrument, Platz genommen hatte, nachdem er an einer vorhergehenden Darbietung, Terzett aus der Zauberfl�te, mit Katharina von Mikulicz-Radecki, Freiburg, Sopran und G�nther Massenkeil, Mainz, Bariton, teilgenommen; hier wie auch in der Carmina Burana begegneten die 3 Solisten durch den kunstvollen Einsatz ihrer pr�chtigen und symphatischen Stimmen einem �beraus beifallsfreudigen Publikum. Und �ber allem stand als Beherrscher des gro�en Aufgebots Hans Gresser, der vor dem Gespenst einer unendlichen M�he erfordernder organisatorischen Arbeit und Einstudierung nicht zur�ckschreckte und mit der Gr��e seiner Aufgabe wuchs. Ihm vor allem galt am Schlu� der leidenschaftliche Beifall, nachdem er zwischendurch f�r seine k�nstlerisch und k�rperlich au�erordentlich anspruchsvolle Leistung, die auch seine Unabh�ngigkeit von der Partitur einbezog, Abschlagszahlungen der dankerf�llten Zuh�rerschaft entgegennehmen mu�te. Der Schwerpunkt des Chorwerks liegt ganz auf der Tonsprache, soda� die vorzugsweise Verwendung des lateinischen Textes kein Hemmnis f�r das Verstehen beim H�rer bildete. W�hrend Oberstudiendirektor Dr. Gerlach am Samstag dem Leiter und den Solisten Blumen �berreicht hatte, gab er seinem Dank f�r das gro�e Gelingen allen Beteiligten in warmen auszeichnenden Worten am Sonntag Ausdruck. Den Auff�hrungen, die das mitrei�ende Halleluja von H�ndel er�ffnete, verlieh der Rahmen an beide Tagen volle H�user, besonderen Glanz.

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