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Liederabend
1958-12-11

Announcement - review: 1957-10-29 Die Rheinpfalz (1958?)
Announcement - review: 1958-12-12 Kuseler Tagesblatt

 

 

Announcement - review: 1958-12-12 Kuseler Tagesblatt

 

Kusel, den 12. Dezember 1958

Ein unverge�licher Abend -
Fritz Wunderlich sang sich in die Herzen der Heimat.

Es spricht nicht gerade f�r eine �sthetische Betrachtungsweise, wenn sie mit Superlativen gleich bei der Hand ist. Aber sie beeintr�chtigt auch wieder nicht den Wert eines Urteils, das von vorherein feststeht, wenn man von einem gro�en Ehrenabend Fritz Wunderlichs spricht, der einem �berbesetzten Hause so viel innerlich Sch�nes darbot. Man kann doch nicht umhin, hier laut zu lobpreisen. Alle Genien standen dem Ereignis Pate. Absolute Stimmbeherrschung, vorbildliche Artikulation in der Abgrenzung der T�ne bilden das Fundament des Vortrags. Seele und Empfindung geben dem Gesang die ausgleichende Dynamik und schwelgen in den unsterblichen Melodien Franz Schuberts. Der H�rer erschauert im Fr�hlingshauch oder wird gepackt von der Gewalt einer �berschattenden Tragik. So brachte der K�nstler seiner �M�llerlieder�, deren Sch�pfer in dem S�nger seinesgleichen fand. Alle Grundelemente vereinigen sich in der Veranlagung des K�nstlers. Kapellmeister Kurt Heinz Stolze bew�hrte sich am Fl�gel als wahrhaft kongenialer Begleiter. Im Intellekt verschmolzen die Beiden zu einer festgef�gten Einheit, die in gemeinsamer Musiksprache jubilierte oder trauerte. Sie mu�ten noch viele W�nsche befriedigen. Die H�rerschaft stand im Bann eines begl�ckenden Abends, den der Schimmer der Romantik vergoldete und den die beiden K�nstler kammermusikalisch ausdeuteten. In einer sch�nen Geste unterzog sich der S�nger einer Dankespflicht, als er die Blumen, die ihm gespendet wurden, an seine vielgeliebte Mutter weitergab, die am gleichen Tage ihren 70. Geburtstag feierte. Die allverehrte Frau durfte sich in dem Gl�ck sonnen, das treue Sohnesliebe ihr bereitet. Fritz hat ein hohes Ziel erreicht, das Begabung, Wille und Hingabe ihm zu erstreben aufgaben.  Der Name Fritz Wunderlich wird allm�hlich in die Kunstgeschichte eingehen. Nicht viele Jahre sind es her, da� er sein entscheidendes Studium an der Musikhochschule in Freiburg i. Br. begann, nachdem einmal die Ausbildungsw�rdigkeit seiner Stimme erkannt und gef�rdert war. Direktor der Anstalt war und ist bis heute noch Prof. Dr. Scheck, einer der besten Fl�tisten im Bundesgebiet. Der Professorin Frau von Winterfeldt, einer v�llig erblindeten Dame und hervorragenden S�ngerin, war seine methodische Heranbildung anvertraut. Als sie einmal nach den Fortschritten ihres Eleven gefragt wurde, hatte sie als Antwort nur die zukunftstr�chtigen drei Worte: �Ja, unser Fritz!�. Von Haus aus waren die Existenzmittel beschr�nkt. Das �nderte sich rasch, als ein Stipendium der Anstalt �ber die kritische Zeit hinweggeholfen, und nachdem die stimmlichen Qualit�ten des angehenden K�nstlers sich an der solistischen Mitwirkung bei Vereinsveranstaltungen erproben konnte. Seine Dom�ne wurde das Spezialfeld des Oratoriengesangs, das er sich im Nu eroberte und das ihn innerhalb kurzer Zeit auch im Ausland bekannt und begehrenswert machte. Auf den Brettern des Freiburger Stadttheaters mit seinen 2000 Pl�tzen reifte die dramatische Kunst Fritz Wunderlichs in der dort von der Musikhochschule oft gespielten �Zauberfl�te� heran. Er wurde der Mozart-B�hnens�nger, und da� er der meisterliche Beherrscher des Konzertbodens geworden ist, der einer Stimme ungleich sch�rfere Ma�st�be in der Beurteilung abfordert, davon konnte der gestrige Abend zur Gen�ge �berzeugen. Wir wissen, es ist der Ehrgeiz des jungen K�nstlers, in weiser Begrenzung der Stimmbeanspruchung dem Gesetz der Entwicklung seinen Lauf zu lassen. So stellt er sich und seiner begnadeten Stimme den erfolgsicheren Wechsel aus, den die Zukunft ihm einl�sen soll.

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